von Edith Krispien

Die Entstehung des Glaubens

Niemand kann etwas glauben, wovon er nie gehört hat. Gehen wir zunächst vom Glauben an Gott aus, so genügt ein Spaziergang in der Natur, sogar unser eigener Körper, um das Wirken der höchsten Intelligenz im Kosmos zu sehen. Und jeder Mensch ist fähig, sich Gedanken zu machen. In diesem Zusammenhang drückt das Paulus so aus:

Römer 1, 19-20:

...weil das, was man von Gott erkennen kann, unter ihnen offenbar ist; denn Gott hat es ihnen offenbart. Sein unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, ist ja seit Erschaffung der Welt, wenn man es in den Werken betrachtet, deutlich zu ersehen, damit sie keine Entschuldigung haben.

Dennoch ist es nicht jedem Menschen möglich, an Gott zu glauben. Er wird jedoch von Gott nach seinem Glauben beurteilt. Hierzu

Hebräer 4, 2:

...aber das Wort der Predigt half jenen nicht, weil es bei den Hörern nicht mit dem Glauben vereinigt war. Hebräer 11,6: ohne Glauben aber ist es unmöglich IHM wohlzugefallen; denn wer sich Gott nahen will, muss glauben, dass ER ist.

Wenn also alle Wunder der Schöpfung bei manchen Menschen nicht ausreichen, um Gottes Wirken zu erkennen, und die Predigt von Gläubigen auch nichts nützt, haben sie von ihrem Privileg, ein geistbewusster Mensch zu sein, eben noch keinen Gebrauch gemacht. Denn es ist möglich, durch die Wunder der Schöpfung Gott zu erkennen. Jesus drückt es aus in seinem Beispiel von der Saat des Wortes in der Bergpredigt, wo ein Teil auf die Steine, ein Teil unter die Dornen und ein Teil auf guten Boden fällt. Lukas, Kapitel 8, Vers 4-15.

Wie wir aus dem Buch Hiob (34, 29-30) wissen, bekommt jeder Mensch zwei bis drei Anrührungen, die ihn zur Erkenntnis Gottes bringen könnten. Natürlich kann er auch die verpassen, indem er nach kurzem aufhorchen wieder in seine alte Gleichgültigkeit zurückfällt. Diese Anrührungen können Schicksalsschläge sein, Heilungen oder Lebensrettungen in gefährlichen Situationen, und ebenso Predigten, Schriften, Zeugnisse von anderen Menschen, die eine solche Anrührung erfahren haben. Die Bibel ist voller Geschichten solcher Anrührungen. Ich greife nur 3 Beispiele heraus: Die Heilung des Syrers Naemann,

2. Könige, im Vers 15:

...Sieh, jetzt weiß ich, dass es keinen Gott gibt auf der ganzen Welt als in Israel...

Nachdem er an Lepra erkrankt war und viele Irrtümer über die Möglichkeit einer Geistheilung überwinden musste, war er endlich gehorsam und befolgte die einfache Anweisung Elisas, sich sieben Mal im Jordan unterzutauchen. Seiner spontanen Heilung folgte eine unmittelbare Gotteserkenntnis.

Leider ist auch bei einer so dramatischen Anrührung der Glaube kein selbstverständliches Resultat. Sonst würde Gott wohl jeden Menschen leicht zum Glauben zwingen können. Aber der kleine eigene Schritt auf Gott zu ist die Voraussetzung für den Anfang der großen Wanderschaft, auf der jeder Mensch zunehmend mit Gotteserfahrungen belohnt wird.
Jesus wusste, dass keine Anrührung eine Garantie dafür wäre, dass ein Mensch Gott erkennen würde. Er selbst hatte Aussätzige geheilt, und nur einer von zehn kam zurück um sich zu bedanken. Deshalb beruft er sich auf die Naemann-Geschichte und sagt:

Lukas 4, 27:

Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisas; und keiner von ihnen wurde rein, sondern nur der Syrer Naemann.

Bis hierher haben Menschen zwar keine Entschuldigung, wenn sie blind durch die Schöpfung laufen und das Wirken Gottes einfach nicht erkennen wollen; und selbst ihre zwei oder drei spirituellen Anrührungen im Leben durch Gleichgültigkeit verschlafen. Es bleibt jedoch noch eine letzte Möglichkeit, die dann wirklich unausweichlich zum Glauben führt: Nämlich eine unmittelbare göttliche Offenbarung. Diese stellt eine Ausnahme im großen Plan Gottes mit der Menschheit dar, da im allgemeinen jedem Menschen die Freiheit erhalten bleibt, sich selbst zu entscheiden, wann er von sich aus aufwachen will. Hierzu gibt es einen sehr hübschen Vers im Hohen Lied Salomos:

Hoheslied, 3,5:

Ich beschwöre euch, Ihr Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder Hinden des Feldes; stört nicht auf, weckt die Liebe nicht, bis es ihr gefällt.

Hier geht es um das Aufwecken einer Liebe, und genau darum geht es bei dem Erwachen zum Glauben an Gott auch. Und jeder weiß, dass man Liebe nicht erzwingen kann, und es auch nicht versuchen sollte. Wenn wir nun also zu der unausweichlichen Erweckung durch direkte Offenbarung kommen, hat Gott dafür einen besonderen Grund. Dann geht es um viel mehr als nur um den Einzelnen, der sie empfängt.

Hiob in seiner schweren Leidenszeit war bereits gläubig, geriet jedoch in den Konflikt der Zweifel. Er schmachtete nach Erklärungen und einer Offenbarung. Er bekam sie jedoch erst, als er den endgültigen Glaubensschritt auf Gott zu getan hatte.

Hiob 42, 2:

Ich habe erkannt, dass du alles vermagst; nichts, was du sinnst, ist dir verwehrt.

Wie wir weiter lesen können, wurde Hiob nach diesem Bekenntnis wieder völlig gesund und reich belohnt Für seine Standhaftigkeit. Seine Offenbarung erhielt er durch eine Rede von Gott selbst an ihn.

Nun kommen wir zu Offenbarungen über Gott und den kommenden Christus, der im alten Testament Messias genannt wird. Zunächst durch die der Propheten. Beispiele:

Jesaja 40, 31:

...die auf den Herrn harren, empfangen immer neue Kraft, dass ihnen Schwingen wachsen wie Adlern, dass sie laufen und nicht ermatten, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Jesaja 41,13:

...denn ich, der Herr, bin dein Gott, der deine rechte fasst, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.

Jesaja 43,1o-11:

...vor mir ist kein Gott gewesen, und nach mir wird keiner sein.

Jesaja 9, 6:

Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft kommt auf seine Schulter, und er wird genannt: Wunderrat, starker Gott, Ewigvater, Friedefürst.

Nachdem diese Prophezeiung Jesajas rund 750 Jahre vor Christi Geburt endlich erfüllt war, kam es darauf an, wer ihn als Christus erkennen würde. In einem Volk, welches seit rund 2000 Jahren von Gott erzogen wurde, sollte es eigentlich genügend Gläubige geben, denen dieses Erkennen möglich war. Die Erwartung auf das Kommen des Messias war groß und wurde regelmäßig erneuert und rituell gepflegt. Aber Rituale verstellen auch manchmal die Sicht auf die Realität. Sie können zum Selbstzweck kirchlicher Gebräuche werden und darüber das Wesentliche nicht mehr wahrnehmen. Hinzu kam, dass Israel zur Zeit Christi Geburt unter römischer Fremdherrschaft und militärischen Besatzungstruppen litt. Alle Gerichte wurden von Römern ausgeübt; die römischen Soldaten vollstreckten die Urteile. Das Volk war eingeschüchtert und sehr verzweifelt. Sie erwarteten zwar einen Friedefürst, jedoch sollte der Frieden schlagartig mit seiner Geburt beginnen. Durch diesen Irrtum erkannten sie ihn nicht, bis auf die wenigen Personen, denen eben eine Offenbarung Gottes zuteil wurde.

Hierzu sagte Paulus, der die Lage sehr wohl erkannte:

2. Korinther 3,14:

Aber ihre Gedanken wurden verstockt. Denn bis zum heutigen Tage bleibt dieselbe Decke auf der Vorlesung des alten Testaments, und sie wird nicht aufgedeckt, weil sie nur in Christus abgetan wird; sondern bis heute liegt, so oft Mose vorgelesen wird, eine Decke auf ihrem Herzen; sobald es sich jedoch zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen. Der Herr aber ist Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.

Nun sind wir also im neuen Testament, und da ist es schon interessant zu untersuchen, wer Jesus als Christus erkannte, und wodurch.

Das sind zunächst die heiligen drei Könige. Sie kennen die Sterne und bemerken eine außerordentliche Konstellation. Dann forschen sie in den Schriften, ob hierfür Prophezeiungen vorliegen. Und sie werden fündig. Bei Micha finden sie sogar den Hinweis auf den Geburtsort Bethlehem. Sie erkennen es also, aufgrund von Wissen und Studium. Eine direkte Offenbarung ist es nicht, deshalb müssen sie sich noch nach dem Weg durchfragen.
Dann wird das Kind geboren, und die Hirten auf dem Felde bekommen eine Offenbarung durch Engel. Die Zeichen, die ihnen gegeben werden, sind ziemlich genau. So ist zum Beispiel ein Kind in einer Krippe kein alltäglicher Anblick, sondern eine Ausnahme.
Die erste Person, die Jesus direkt erkennt, ist der alte Simeon im Tempel, als das Kind von den Eltern zur Beschneidung gebracht wird. Er hatte schon vorher eine Offenbarung durch den heiligen Geist empfangen, dass er nicht sterben würde, bevor er den gesalbten des Herrn gesehen hätte (Lukas 2,26). Als er dann das Kind sieht, nimmt er es auf die Arme und spricht die prophetischen Worte:

Lukas 2, 29-32:

Jetzt lässt du deinen Knecht, o Herr, nach deinem Wort in Frieden dahingehen; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du im Angesicht aller Völker bereitet hast, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.

Der nächste, der Jesus als Christus erkennt, ist Johannes der Täufer, der selbst die verheißene Reinkarnation des Propheten Elia ist (Matthäus 11,13-14). Als Jesus zu ihm zur Taufe an den Jordan kommt, bezeugt er:

Johannes 1, 32:

Ich habe den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herabschweben sehen, und er blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht: aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf wen du den Geist herabschweben und auf ihm bleiben siehst, der ist's, der mit heiligem Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist.

Nun geht Jesus seine drei Jahre als Weltlehrer im Land herum, lehrt, tut Wunder, heilt Kranke, treibt Dämonen aus und erweckt sogar Tote. Viele sehen und hören ihn. Aber wer erkennt in ihm den Christus, und wem offenbart er sich? Er testet zunächst seine Jünger:

Matthäus 16, 13-17:

Als aber Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Sohn des Menschen? Da sagten sie: Etliche für Johannes den Täufer, andere für Elia, noch andere für Jeremia oder einen der Propheten. Er sagte zu ihnen: ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du Simon, der Sohn des Jona, denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater in den Himmeln.

Dieses Kapitel ist gleich mehrfach interessant. Zunächst die Spekulationen des Volkes über Jesus. Sie denken klar in Reinklarnationen aller möglichen Propheten des alten Testaments. Aber auch der noch lebende Johannes der Täufer kommt ihnen in den Sinn, denn sie hatten weder Zeitungen noch Fotos, nur Erzählungen von anderen Menschen, und die Schriften im Tempel, aus denen ihnen vorgelesen wurde. Dann kommt die Antwort von Petrus, der als einziger Jünger in ihm den Christus erkennt. Jesus bestätigt sofort, dass er hier eine Offenbarung von Gott erhielt, denn Informationen reichen hierzu nicht aus. Dieses Problem geht weiter durch die Zeit. Wir stehen heute von der gleichen Frage und der gleichen Prüfung unseres Glaubens. Der Versuch, durch Rituale Erkenntnisse zu programmieren, ersetzt nicht die innere Erkenntnis. Jeder Mensch wird für sich selbst und zu seiner Zeit diese Schallmauer durchbrechen müssen.

Kommen wir nun zu dem sehr interessanten Fall, wo sich Jesus selbst als Christus offenbart. Und zwar in der Geschichte mit der Samariterin am Brunnen im Kapitel 4 des Johannes-Evangeliums. Eine für die Bibel außergewöhnlich lange Geschichte von Vers 1-41. Die Samariter waren ein Nachbarvolk Israels. In heidnischem Glauben beteten sie zu verschiedenen Göttern. Die Israelis durften mit ihnen keine Gemeinschaft pflegen.
Die Samariter waren eine Art Modell für alle Völker, die nicht von dem lebendigen Schöpfergott, den himmlischen Welten, einem Leben nach dem Tode und dem Christus wussten. Jesus hatte schon einmal in einem Gleichnis den barmherzigen Samariter hervorgehoben, der ohne Rücksicht auf eigene Gefahr einem überfallenen und verwundeten Menschen gründliche Hilfe bot. Er zeigte damit klar, dass ihm ein barmherziger Unwissender lieber war als ein Gelehrter, der sich feige verdrückte ohne zu helfen.

Nun also trifft er die Samariterin am Brunnen, bittet sie um Wasser und erzählt ihr von dem lebendigen Wasser, welches er selbst zu geben hat. Es entspinnt sich ein bizarrer Dialog zwischen höchster geistlicher Belehrung und an die Materie gebundene Missverständnisse der Samariterin. Aber sie gibt nicht auf. Sie folgt in unschuldiger Unwissenheit seinen für sie unverständlichen Vergleichen, die nicht allein für sie, sondern für alle unwissenden Völker gesagt wurden.
Dann erweist sich, dass sie - obwohl Samariterin - gehört hatte, dass die Israeliten auf einen Messias warteten:

Joh. 4, 25:

Die Frau sagt zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der der Christus genannt wird; wenn dieser kommt, wird er uns alles kundmachen. Jesus sagt zu ihr: Ich bin's, der ich mit dir rede.

Mehr als mancher Mensch unserer Tage, Juden eingeschlossen, erwartete diese heidnische Frau von dem kommenden Christus erleuchtende Erklärungen. Sie hatte seine Offenbarung verdient. Diese Geschichte betrifft jeden Menschen, die Wissenden und die Unwissenden gleichermaßen. Jesus sendet sie nun in die Stadt zu ihren Leuten, wo sie das verkünden darf, was sie von ihm gehört hat. So wird sie zur ersten Missionarin im Auftrag des Christus, noch vor den Aposteln, und in einem Volk außerhalb Israels. Die Bedeutung dieser Geschichte kann man kaum hoch genug einschätzen.

Nun gibt es zu Lebzeiten von Jesus nur noch einen, der erkennt wer er ist. Es ist die tragischste Form der Erkenntnis, nämlich bei dem hohen Priester Israels Kaiphas (oder Kajaphas), der Jesus anklagte und den Römern auslieferte. Wie hätte er sonst sagen können:

Johannes 11, 48-53:

...Ihr wisst nichts; so auch bedenkt ihr nicht, dass es für euch besser ist, wenn E i n Mensch für das Volk stirbt und nicht das ganze Volk umkommt. Dies sagte er aber nicht von sich aus, sondern weil er Hoher Priester jenes Jahres war, weissagte er. Denn Jesus sollte für das Volk sterben, und nicht nur für das Volk allein, sondern damit er auch die unter den Völkern verstreuten Kinder Gottes in eins zusammenbrächte. Von jenem Tage an beratschlagten sie nun, ihn zu töten.

In diesem Vers steckt das ganze Evangelium für alle Völker. Das wird noch unterstrichen durch die Geschichte mit der Samariterin am Brunnen, und später durch den römischen Hauptmann Cornelius in der

Apostelgeschichte 10,24:

Da tat Petrus den Mund auf und sprach: In Wahrheit werde ich inne, dass Gott nicht die Person ansieht, sondern dass in jedem Volk, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt, ihm willkommen ist.

Wer also hatte nun Jesus direkt als Christus erkannt? Simeon, Johannes der Täufer, Petrus, Kaiphas. In allen vier Fällen wird diese Erkenntnis als göttliche Offenbarung oder Weissagung bestätigt.

Es folgt die Ostergeschichte, die Kreuzigung und die Auferstehung. Und nun die Überraschung: Selbst die nächsten Vertrauten von Jesus, seine Mutter und Maria Magdalena, auch zwei Jünger ? erkannten ihn nicht. Jetzt beginnt ? für sie und für alle späteren Nachfolger - die hohe Schule des geistigen Erkennens. Im Johannes 20, 15 hält Maria Magdalena ihn gar für den Gärtner; in Lukas 24, 16 heißt es über zwei Jünger, dass ihre Augen gehalten wurden, damit sie ihn nicht erkannten; im Markus 16, 12 steht: Darnach aber offenbarte er sich in anderer Gestalt.
Hier wird noch einmal deutlich, dass es ein Unterschied ist, ob man einen Menschen kennt, oder auch erkennt, welchem Geist er angehört, wer er wirklich ist, über seinen Tod hinaus.

Propheten haben die zweifelhaft erfreuliche Gabe, dunkle Ereignisse vorauszusehen, ohne sie ändern zu können. So konnte der Prophet Sacharja, rund 500 Jahre vor Christus, den Schmerz des zu späten Erkennens so ausdrücken:

Sacharja, 12, 10:

... und sie werden hinschauen auf ihn, den sie durchbohrt haben, und um ihn klagen, wie man klagt um das einzige Kind und bitterlich um ihn weinen, wie man weint über den Tod des Erstgeborenen. Aber auch dieser Schmerz ist nicht das Ende aller Tage.

In der Bibel kommt in der Offenbarung alles zu einem guten Ende, und alle Irrtümer lösen sich auf. Schließen wir also unsere Erkenntnisreise mit zwei Beispielen aus der Offenbarung ab:

Offenbarung 5, 14:

Dem, der auf dem Throne sitzt und dem Lamm gebührt das Lob und die Ehre und Der Ruhm und die Macht in alle Ewigkeit.

Offenbarung 7, 17:

Denn das Lamm, das mitten vor dem Throne steht, wird sie weiden und sie zu Wasserquellen des ewigen Lebens leiten; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.

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Aber da war noch jemand... Noch jemand hat außer den genannten vier Menschen Jesus als den Christus erkannt. Das war jedoch kein Mensch, sondern Dämonen, die zwei Menschen besetzt hatten. Sie erkannten ihn von weitem:

Matthäus 8, 28-32:

Und als er ans jenseitige Ufer in die Landschaft der Gadarener gekommen war, begegneten ihn, von den Grüften kommend, zwei Besessene, die sehr bösartig waren, sodass niemand auf jenem Weg vorbeigehen konnte. Und siehe, sie erhoben ein Geschrei und sagten: Was haben wir mit dir zu schaffen, du Sohn Gottes? Bist du hierher gekommen, um uns vor der Zeit zu peinigen? Es war aber fern von ihnen eine Herde Schweine zur Weide. Da baten ihn die Dämonen: Wenn du uns austreibst, so schicke uns in die Schweineherde. Und er sprach zu ihnen: Fahret hin. Sie aber fuhren aus und fuhren in die Schweine.

Das ist schon bemerkenswert! Ein ganzes Volk, welches seit 2000 Jahren zu einem Leben mit Gott erzogen worden war, und auch ständig auf das Erscheinen des Messias wartete, konnte nur vier Menschen aufbieten, die ihn erkannten. Die Dämonen hatten da jedoch keine Schwierigkeiten. Sie wussten sofort, wer er war. Sie wussten aber auch, dass ihre Zeit zu gehen noch nicht gekommen war. Darauf berufen sie sich und wagen sogar eine Bitte. Sie wollten nach der Austreibung aus den beiden Menschen in die Schweine fahren. Und Jesus erlaubt es ihnen, weil auch er den göttlichen Plan und seine Ordnungen kennt und respektiert.

Diese Geschichte ist sehr wichtig. Da erhebt sich doch die Frage: Was war denn mit den Menschen, die von diesen Dämonen besessen waren? Hatten sie die gleiche Erkenntnis, schon auf Anhieb und von Ferne? De Dämonen bewohnten schließlich ihre Körper und hatten ihre eigene Seele schon verdrängt. Sie konnten sie sogar zu besonders bösartigen Handlungen gebrauchen.
Ich würde sagen: Ja. Sie teilten die Erkenntnis der Dämonen, aber auch ihr Wissen um den künftigen Feuersee, der nach Ablauf ihrer Frist ihr endgültiges Schicksal sein würde. Diese Erkenntnis kam keiner Erleuchtung gleich, mit der sie sich Christus als Nachfolger hätten anschließen können. Und sie reichte auch nicht aus, um sich aus eigener Kraft von den Dämonen zu befreien. Dazu brauchten sie die Hilfe von Jesus. Und die Dämonen wussten sofort, dass ihnen diese Austreibung bevorstehen würde.

In einem Besessenen denkt und handelt nur der Dämon, der in ihm wohnt. Der Besessene ist verdrängt und fast schon eins mit dem Dämon, und er muss befreit werden. Er wird wohl mindestens im Unterbewusstsein wissen (wie in einem dunklen Traum), wozu sein Körper missbraucht wird. Also wird er die Furcht und den Respekt der Dämonen vor Christus irgendwie wahrnehmen.
Der Apostel Jakobus erkannte das auch und drückte es in seinem Brief so aus:

Jacobus 2, 19:

Du glaubst, dass es nur einen Gott gibt. Du tust wohl daran. Auch die Dämonen glauben es und zittern...

An dieser Geschichte erkennen wir die überirdische Vollmacht von Jesus, schon zu seinen Lebzeiten, und seine einzigartige Bedeutung in der Geschichte der Menschheit. Nicht umsonst zählt unsere Zeitrechnung vom Jahr seiner Geburt an. Es war ein Meilenstein in der ganzen Schöpfung.

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